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Lied fahrender Schüler

Pfarrherr, du kühler, öffne dein Tor,
Fahrende Schüler stehen davor.
Fahrende Schüler, unstete Kind,
Singer und Spieler, wirbligen Wind.
Eifern die Kehlen, Mägen von Erz,
Goldklare Seelen ... doch keiner begehrt's.
Kleidung ist dünne, Spreitung ist roh,
Ach und die Minne? ... im Heu und auf Stroh.

Pfarrherr, du kühler, öffne dein Tor,
Fahrende Schüler stehen davor.
Franken und Schwaben kennen uns gut,
Lüftige Knaben, fräßige Brut.
Müssen uns nähren, Gotteserbarm,
Gleich dem verheerenden Heuschreckenschwarm.
Was mit durchstrichen, Bergflur und Tal,
Alles verblichen, abgegrast, kahl.

Pfarrherr, du kühler, öffne dein Tor,
Fahrende Schüler stehen davor!
Sparst du den Habersack, knaus'riger Kropf,
Packen zum Schabernack wir dich am Kopf,
Ziehen die Hosen, den Kuttrock dir aus,
Hängen die losen vor's Fenster als Strauß.
Wer um den süßen Labtrunk uns klemmt,
Der muß uns büßen in Stümpfen und Hemd.

Pfarrherr, du kühler, öffne den Turm,
Fahrende Schüler rüsten zum Sturm!
Ho, ho, heiadihoh!
Avon, avon, alez avanz!
Alsus also, alsus also!
Ho, ho, heiadihoh, ho, ho, ho!
Text: Victor von Scheffel - Lizenz: Public Domain