Der Raub der Haarlocke
mit Wilh. Warburtons Commentar und Anmerkungen.[1] Nolueram Belinda, tuos violare capillos;
Sed juvat hoc precibus me tribuisse tuis.
SMART.
Von Alexander Pope.
Das Werk wurde erstmals 1712 in einer Fassung mit zwei Gesängen veröffentlicht. Diese zeitgenössische Übersetzung folgt der um drei Gesänge erweiterten Fassung von 1714.
Die Rechtschreibung entspricht (abgesehen von gegebenenfalls enthaltenen Tippfehlern) dem Original.
[1]
Aus diesem Motto erhellet, daß dieses Gedicht auf Begehren des Frauenzimmers geschrieben, und herausgegeben wurde. Herr Caryl, welcher bey der Königin Maria, der Gemahlin Jakobs des zweyten, dem er in seinem Unglücke nach Frankreich folgte, Sekretair, und der Verfasser des Lustspiels, Sir Salomon Single, und verschiedener Übersetzungen in Drydens vermischten Geschichten war, schlug diese Materie in der Absicht zuerst vor, durch dieses scherzhafte Gedicht dem Streite ein Ende zu machen, der sich zwischen zwey berühmten Familien, nämlich des Lord Petre, und der Miß Fermor erhob, weil er ihr eine Haarlocke abgeschnitten hatte. Der Verfasser sandte es der Dame, mit welcher er bekannt war; und sie nahm es so wohl auf, daß sie Abschriften von demselben austheilte. Dieser erste Entwurf (so sagt er uns in einem seiner Briefe) wurde in weniger als 14 Tagen, 1711, nur in zwey Gesängen geschrieben, und auch so gedruckt; zuerst in einer Sammlung von Bern Lintot, ohne Namen des Verfassers. Aber es wurde so wohl aufgenommen, daß er es in dem folgenden Jahre durch den Zusatz der Maschinen der Sylphen ansehnlich vermehrte, und zu fünf Gesängen verlängerte. Wir wollen dem Leser das Vergnügen machen, ihm zu zeigen, wie er diese Zusätze so einschob, daß sie keine Zusätze zu seyn, sondern sich aus dem Gedichte selbst zu ergeben scheinen. Er hat diese Einfügung beständig und mit Recht für die größte Probe seiner Geschicklichkeit und Kunst als ein Dichter gehalten.