An den Traumgott
Du Schwärmer um die RuhebettenVon Moos und Flaum,
O Bruder leichter Amoretten,
Geliebter Traum!
Was zeigest Du mir Adelinen
So hold, so mild?
Sie selbst ist mir ja nie erschienen
Wie dieses Bild.
O Trauter, ist mein Glück dein Wille,
So eile nun,
Der Täuschung dieser schönen Hülle
Dich abzuthun!
Nimm an, ein Wesen wie das meine,
Gebleicht, verzehrt,
Und tief gebückt vom Gram erscheine,
Der mich beschwert!
Den Geistern gleich, die aus den Thälern
Des Grauns erstehn
Und Nachts zu ihren Lebensquälern
Vergeltend gehn,
Tritt mit den Blicken und den Mienen,
Entlehnt von mir,
Noch diese Nacht zu Adelinen,
Und spricht zu ihr:
"Du lachtest Hohn für Lieb' und Treue
Auf mich herab;
Nun weine deine bittre Reue
Mir nach in's Grab!"
Dies bring' in Aufruhr ihr Gewissen;
Ihr Schlaf entflieh',
Und schluchzend, unter Zährengüssen,
Erwache sie!
Text: Gottfried August Bürger - Lizenz: Public Domain