Menü

www.solars.de → Kunst und Literatur → Gedichte → Wispel, Liebmund Maria

Der Sträfling

In des Zwingers Mißgerüchen
Fröstelnd sitz ich da;
Weil man mich der königlichen
Zwiebel dräuen sah.

Denn ich wähnt', es wär nicht übel,
Wenn wir unserem Aquavit,
Statt gemeiner Zähren-Zwiebel
Zärtern Schmälzling teilen mit.

Und ich schlich zum Herrscher-Garten
Wo der Silberstölzling schwimmt,
Wo die Afrikanen schnarrten
Und die Tulpe flimmt.

"Ihre Knolle auszuzwarken,
Hilf, o Küpris, mir!
Niemand wird mir dies verargen,
Niemand lauschet hier!"

Und schon bohrt' ich auf die Neige,
Und schon gab sie nach,
Als aus nahem Lust-Gezweige
Still ein Bosmann brach.

Und ich trat mit meinem Zweke
Floskelnhaft hervor,
Doch der goldbordierte Reke
Wismet' mir kein Ohr. -

- Wie notwendig Junge brechen
Aus dem Hühner-Ei,
So folgt jeglichem Verbrechen
Stets die Polizei.

In des Zwingers Mißgerüchen
Fröstelnd sitz ich da,
Weil man mich der königlichen
Zwiebel dräuen sah.
Text: Liebmund Maria Wispel - Lizenz: Public Domain