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Anmut

Die Hoffnung eine arge Dirne,
Verbuhlte mir den Augenblick,
Bestahl mit frecher Lügenstirne
Mein junges Leben um sein Glück.

Nun ist's vorüber; in den Tagen
Als ihr Betrug ins Herz mir schnitt,
Hab' ich das süße Kind erschlagen,
Und mit dem Leben bin ich quitt.

Nicht mehr zum Luftschloß umgelogen,
Scheint mir die Erde, was sie ist:
Ein schwankes Zelt, das wir bezogen
- Tod habe Dank! - auf kurze Frist.

Zu lange doch dünkt mir das Brüten
Hier unter diesem schwanken Zelt;
Ergreif' es, Sturm, mit deinem Wüten,
Und streu' die Lappen in die Welt!
Text: Nikolaus Lenau - Lizenz: Public Domain