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Wie viel weißt du, o Mensch, der Schöpfung König

Wie viel weißt du, o Mensch, der Schöpfung König,
Der du, was sehbar siehst, was meßbar mißt,
Wie viel weißt du! und wieder, ach, wie wenig,
Weil was erscheint, doch nur ein Äußres ist.

Und steigst du in die Tiefe der Gedanken,
Wie findest du den Rückweg in die Welt?
Du armer König, dessen Reiche schwanken,
Der eine Krone trägt, allein kein Scepter hält.

Zu dem Gewölb von deinen strengen Schlüssen
Stellt sich der Schlußstein nun und nimmer ein,
Und die Empfindung, Flügel an den Füßen,
Entschwebt der Hast, und ruft hinfliegend: Nein!

Denn etwas ist, du magst's wie weit entfernen,
Das dich umspinnt mit unsichtbarem Netz,
Das, wenn du liebst, du aufschaust zu den Sternen,
Dich unterwerfend dasteht: das Gesetz.
Text: Franz Seraphicus Grillparzer - Lizenz: Public Domain