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Kennst du das Land

Gelobt sei Gott! die Stund' ist da!
Den Wanderstab in die Hand!
Zu dir hin geht's, Italia,
Du hochgelobtes Land!

Der Pilger zieht mit Hut und Stab
Zum heiligen Grabe weit,
So zieh' auch ich zu deinem Grab,
Du heil'ge, entschlafene Zeit!

Und wie der Pilger auf seiner Brust
Reliquien trägt nach Haus,
So trag' auch ich in meiner Brust
Mir heilige Reste heraus.

Die letzten Tröpfchen von Wunderborn,
Der einst so reichlich quoll,
Ein Fünkchen von deinem Götterzorn,
Du göttlicher Apoll!

Den Abdruck, Weltgebieter Zeus!
Von deiner Majestät;
Vom Dichterbaum ein Lorbeereis,
Der Maro's Grab umweht.

Dein Bild, so hehr und unbefleckt,
Du Hohe von Medici,
Die, wenn sie den Schauern die Schätze bedeckt,
Für sich nicht errötet, für sie.

Ja, knieen will ich, Vergangenheit!
Vor deinen Gebilden aus Stein,
Der nackt die ernste Schönheit beut,
Verachtend des Reizes Schein,

Ihn lassend der frömmelnden Enkelwelt,
Die, von Gleisnesinn erfüllt,
Die Lüsternheit zu ergänzen quält,
Was der schlaue Bildner verhüllt.

Und lernen will ich auf deinen Laut,
Was der Mensch bewirkt und erschafft,
Wenn er dem Gott im Busen vertraut,
Und der selbstgegebenen Kraft.

Dann kehr' ich heim mit stolzem Sinn,
Und schaff' in gesättigter Ruh,
Was jung soll sein, wie ich es bin,
Und alt soll werden, wie du.
Text: Franz Seraphicus Grillparzer - Lizenz: Public Domain