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Der Gegenwart

Ei, wer schilt die Jugend euch?
Ihr sind alle Lebensgüter,
Vor der Freuden Zauberreich
Steht sie als des Gartens Hüter.

Sie ist stolz und stark und kühn,
Reich an Streben und an Thaten,
Braucht's doch auch erst Frühlings Blühn,
Eh' der Sommer reift die Saaten.

Aber Eines weiß sie nicht
Und wird's, oft getäuscht, erkennen:
Daß, was heut am laut'sten spricht,
Wofür alle Herzen brennen,

Was in jeder Meinung steht
Als für ewig eingegraben,
Kaum, daß ein Jahrzehnt vergeht,
Nur ein Spott noch ist der Knaben.

Daß, wie Mode formt das Kleid,
Auch der Geist tauscht seine Trachten,
Und Ein Richter nur: die Zeit,
Als ein letzter sei zu achten.

Darum wirkt mit rascher That,
Übergebt euch Strom und Lüften,
Doch das Urteil und den Rat
Laßt den Reisern und Geprüften.
Text: Franz Seraphicus Grillparzer - Lizenz: Public Domain