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Persepolis.

"Reiht euch um die vollen Tische,
Duftend wirble Myrrhen-Rauch,
Und in Becher-Klänge mische
Sich verliebter Flöten Hauch!
Es kredenzen Persiens Dirnen
Weichste Lippen als Pokal,
Trinkt, Hellenen, ohne Wahl,
Kränzt mit Weinlaub eure Stirnen,
Trinkt und kränzt zum letztenmal!

Denn aufs neue ostwärts wandern
Sieht der nächste Tag euch schon, -
So gefällt es Alexandern,
Der des Donnergottes Sohn!"
Und die tapfern Mazedonen
Rüsten sich zum Abschiedsmahl,
Kommender Entbehrung Qual
Königlich im voraus lohnen
Soll dies letzte Bacchanal.

Und sie liegen auf Gesäßen,
Die für Cyrus Sohn gestickt,
Und sie schlürfen aus Gefäßen,
Draus Darius sich erquickt;
Die noch jüngst Strapen waren,
Reichen knieend Brot und Wein,
Während, blaß wie Monden-Schein,
In gelösten dunkeln Haaren
Gaugelt ihrer Töchter Reihn.

Unter Myrten, unter düstern,
Die kein Späheraug' durchbricht,
Stirbt in Küssen Mädchenflüstern,
Das noch von Versagen spricht:
Denn die am Granikus stritten,
Welche Issus nicht gehemmt
Und bei Gaugamela ritten, -
Widerstand ist ihnen fremd!

Aber jener, dem als König
Diese Phalanx bringt den Fron,
Den der Osten tausendtönig
Preist als Ammons ein'gen Sohn,
Dem am Euphrat, am Skamander
Man aus Gold Altäre baut
Und der Säule Schnee behaut,
Jener Größte, Alexander,
Schreitet einmal noch zur Braut.

Dorthin schreitet er, wo glühend,
Dunkle Wimpern sehnsuchtsnaß
Thais harrt in Formen blühend,
Wie ein Traum des Phidias.
Und sie hängt an seiner Lippe
Gänzlich wie sich selbst entrückt,
Weinend, zitternd und verzückt,
Wie im Sturm zur Mutter-Klippe
Sich des Berges Ranke drückt.
Text: Udo Brachvogel - Lizenz: Public Domain