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Haussegen zur Jahreswende.

Ein Gehn und Kommen ohne Unterschied
Und ohne Unterlaß ein Nah'n und Scheiden,
Das ist des Menschenlebens altes Lied
Und ist der ganzen Menschheit altes Leiden.

Wer heut dir kaum, als werter Gast gesandt,
Umstrahlt erschien von jedes Willkomms Helle,
Dem weisest morgen mit unholder Hand
Aufs neu du schon den Weg von deiner Schwelle.

Und doch ermüdet nie, in Lust noch Qual,
Das Herz zu zagen, hoffen, weinen, lachen,
Bang geht zur Ruh es mit der Nachtigal,
Um mit der Lerche jubelnd zu erwachen.

Auf jedem Nordsturm folgt ein Westwind lind,
Auf jede Nacht ein Tag im Lichtgefieder,
Und Augen, gestern noch von Tränen blind,
Sprühn heute schon von Adlers Sehkraft wieder.

Und also soll es sein, denn endlich tritt
Das Glück auch an längst gemied'ne Pforte,
Vernimm sein Pochen nur und seinen Schritt,
Und öff'ne rasch und ohne viele Worte!

Er will verstanden sein, der holde Gast,
Und nicht erzwungen oder gar erhandelt,
Bei keinem aber nimmt er lieber Rast,
Als dem, der stille seine Pfade wandelt.

Nicht in der Welt vielköpf'gem Saus und Braus
Magst du auf seine Offenbarung zählen,
Er wird zumeist das stille Herz und Haus
Zur weltversunknen Perlenheimstatt wählen.

Das eigne Haus! Heil jedem, dem das Wort,
Das Werdewort des Schicksals es gespendet:
Dies Heil und Heiligtum, den Hort und Port,
Drin einzig sich ein würdig Sein vollendet!

Wie klein es sei, wie dürftig, arm und schlicht,
Auf Petrusfelsen steht es euch gegründet,
Wenn Liebe nur im engen Raum das Licht,
Das Herd- und Altarglut zugleich, entzündet.

Sei euer Lebensweg noch so beschwert
Mit Siechtum, Not, Verrat und tausend Wunden,
Tragt sie zum kleinen Haus, zum stillen Herd,
Und seid gewiß, von allem zu gesunden.

So sei'n sie denn gesegnet Herd und Haus,
Und zwiefach heut zum Fest der Jahreswende,
Wie sie umstürmt des alten Jahrs Gebraus,
Fest standen sie, und festlich ging's zu Ende.

Sie standen fest, ein Bollwerk, trutzig treu
Gen aller Feindschaft Schädigen und Schaffen,
Gen jede Not ein Schutz- und Trutzgebäu,
In jedem Kampf die beste Wehr und Waffen.

Und also sei es auch im Neuen Jahr:
Geweiht sei und gefeit des Hauses Schwelle,
Und auf dem Altarherde sprudle klar
Des Lichtes und der Wärme Zwillingsquelle.

Was draußen tobt verrät'risch, dumm und schlimm,
Des Markts Gezänke soll dem Markte bleiben,
Und dringt's doch ein, so waffn' ein Christusgrimm
Die Faust euch, aus dem Tempel es zu treiben!

Und jene, die vor allem euer Gut,
Vor eurem Herzen, eurem Blicke leben,
Des Weibes Haupt, das Kind in ihrer Hut,
Der treuste Schutzgeist möge sie umschweben.

Er hört euch! Ruft mit Herz nur, Mund und Blick,
Nicht schwer ist's, die Beschwörung zu vollenden,
Und mit ihr auch des Neuen Jahrs Geschick
Zur glücklichen Erhörung voll zu wenden!
Text: Udo Brachvogel - Lizenz: Public Domain