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Thule

Bild: Col. Lee-Volker Cox (bearbeitet von Christian Solar) - Lizenz: CC0 1.0

 
Staat: Grönland
 
Größe: ca. 650 Einwohner.
 
Landschaftliche Lage: Thule ist die nördlichste Stadt in Grönland. Sie liegt direkt zwischen Meer und ewigem Eis.
 
Besonderheiten: Thule ist die Hauptstadt von Avanersuaq. Die Stadt wurde 1953 zwangsumgesiedelt. 1968 stürzte in der nähe ein mit Atombomben beladenens Flugzeug ab.

Chronik

ca. 1200: In Thule (Uummannaq) und Umgebung entsteht die sogenannte Thule-Kultur. Dort wird das Umiak (großes mit Fell überzogenes Boot) erfunden. Die Bevölkerung lebte bereits damals vom Walroß- und Wal-Fang.
 
ca. 1400: Das Klima in Grönland verschlechtert sich. Es kommt zu Hungersnöten und die Verbindung zu Europa geht zeitweise verloren. Ob Thule wärend der Zeit zwischen 1400 und 1700 ständig bewohnt war, ist unbekannt.
 
1910: Knud Rasmussen und Peter Freuchen gründeten 1910 in Thule das Handelsunternehmen "Cape York Stationen Thule".
 
1921: Grönland wird zur dänischem Kolonie.
 
1929: Das 'Cape York Station Thule Gesetz' wird Verabschiedet. Dieses Gesetz regelt die Verwaltung in Grönland. 1931 wird dieses Gesetz auch von Dänemark unterschrieben werden.
 
1947: Eine befristete Erlaubnis für die USA, in Grönland Waffenstützpunkte zu unterhalten endet 1947. Dänemark verlängert den Vertrag mit diesmal unbegrenzter Laufzeit.
 
1949: Mit Dänemark wird auch Grönland Mitglied in der NATO.
 
1951: Die USA baut in Thule einen riesigen Luftstützpunkt. Es werden ca. 1.300.000.000 USD werden in diesen Bau investiert. Der Funkturm von Thule war mit 395m das höchste Gebäude der Welt (15m höher als das Empire State Building). In den folgenden Jahren verschmutzen die Amerikaner die Bucht so stark, das aus einer Tierreichen Bucht eine Einöde wurde. (Bis zu 10.000 Leute waren in der Thule Air Basis stationiert. Heute sind es noch ca. 800.)
 
1953: Die Bevölkerung von Thule wird, nachdem es immer wieder Ärger mit der Militärbasis gab, nach 'Qaanaaq' (120 km nördlich der alten Siedlung) Zwangsumgesiedelt. Dänemark und USA haben dort Thule neu aufgebaut. Im Frühjahr 1953 muss der letzte Einwohner Uummannaq verlassen haben.
 
1968: In der Bucht von Thule stürzt ein amerikanisches Flugzeug mit 4 Wasserstoffbomben an Board ab. Anfangs verheimlicht die USA die Ladung des Flugzeuges. Ungefähr 1000 Grönländer und Dänen sind an den zweimonatigen Aufräumarbeiten beteiligt. Von diesen Arbeitern starben in den nächsten 20 Jahren 110. Die hälfte davon an Krebs. Und 166 Arbeiter hatten 1988 schwere gesundheitliche Probleme gemeldet. Dennoch wird es noch bis 1995 brauchen, bis die USA bestätigt, das 6 kg Plutonium an Board waren.
 
1979: Grönland bekommt eine eigene Gesetzesregelung.
 
1996: Da inzwischen das Ausmaß des Flugzeugunglücks von 1968 bekannt ist, zahlt Dänemark ca. 16.000 DM steuerfrei an jeden grönländischen und dänischen Mitarbeiter und Bewohner der Thule Air Base.
Die USA erklärt sich bereit ca. 400.000.000 DM in die Erhaltung der Thule Air Base zu investieren. Der großte Teil des Betrages wird in die Entsorgung der verseuchten Eismassen investiert.

Geschehnisse die sich positiv auf die Stadtentwicklung ausgewirkt haben:

Bei der Entstehung der Siedlung spielte sicherlich die tierreiche Bucht von Thule eine große Rolle. Die Jäger brachten dort besonders viel Beute mit nach Hause.
Durch den dadurch entstandenen Reichtum konnte sich dort um ca. 1200 n.Chr. eine neue Kultur entwickeln. In den nächsten Tausend Jahren werden in Thule einige für die Eskimos wichtige Erfindungen gemacht. Wärend in Angmagssalik an der Ostküste Grönlands die Eingeborenen noch bis 1884 auf dem Stand der Steinzeit blieben, entwickelte sich in von Thule aus die Kultur der Eskimos (Inuit). Diese Kultur breitete sich schließlich in Richtung Süden über ganz West-Grönland aus.
 
1910 n.Chr. gründet Knud Rasmussen mit einem Freund eine Handelsbasis in Thule. Seit dem brechen fast alle Arktik-Expeditionen von Thule aus in das ewige Eis auf. Diese Expeditionen transportieren häufig auch die Güter von der Handelsbasis nach Europa und Amerika.
 
1953 n.Chr. wird das gesamte Thule zwangsumgesiedelt. Die neue Siedlung ist modern und hat viele Einrichtungen, welche im alten Thule fehlten.
 
1996 n.Chr. entschließt sich die USA auf Druck aus Dänemark große Summen in Thule zu investieren. Dadurch werden nicht nur viele Arbeitsplätze erhalten, sondern der Bereich von Thule wird auch gründlich radioaktiv entseucht, was möglich ist, da nur Schnee und Eismassen kontaminiert sind.
Diese zweite Entseuchung ist gründlicher als die von 1968 und wird von amerikanischem Militärs ausgeführt.
 
2000 n.Chr. wird Thules eigener Flugplatz eröffnet. Ab jetzt ist die Stadt nicht mehr von der 120 km entfernten 'Thule Air Base' abhängig.
Durch den Flughafen wird Thule vor allem für Touristen interessanter.

Geschehnisse die sich negativ auf die Stadtentwicklung ausgewirkt haben:

1910 n.Chr. eröffnen Knud Rasmussen und Peter Freuchen ein Handelsunternehmen in Thule. Einheimische Waren wurden vor allem gegen Alkohol und Tabak eingetauscht. Dadurch stieg die Anzahl der Alkoholiker in der Stadt stark an.
 
1951 n.Chr. eröffnet in Thule ein riesiges Militärlager. Bis zu 10.000 Leute waren hier stationiert. Da der Müll im freien direkt in den Mülltonnen verbrannt wurde und Altöl im Meer entsorgt wurde, verschwanden die Walrosse, Wale und Fische.
Die Lebensgrundlage der Einwohner Thules war damit zerstört. Es kam immer mehr zu Agressionen gegen die Amerikaner. Das ging so weit, das sich die Amerikaner entschlossen die Stadt mit Hilfe der Dänen 120 km weit nach Norden zu verfrachten.
 
1953 n.Chr. war es dann soweit. Zwangsumsiedlung nach Qaanaaq, wo Thule neu erbaut worden war. Wärend das alte Thule an einem sehr schönen, im Sommer grünen, Ort lag, war die neue Lage eher schlecht. Zwar noch an der Bucht von Thule gelegen, reichte das Inlandeis jedoch bis nahe an die Stadt heran. Die neue Siedlung macht mit ihren kleinen in Reihen gebauten Hütten einen recht trostlosen Eindruck.
Zudem kommt es immer wieder zu Vanalismus und Zerstörungen vor allem durch ältere Einwohner, welche sich an die neue Siedlung nicht gewöhnen können. Die Agressionen und Feindseligkeit gegen die Amerikaner, aber auch gegen die Regierung in Kopenhagen sind stark angestiegen.
 
1968 n.Chr. stürzt ein mit Wasserstoffbomben beladenes Flugzeug bei Thule ins Meer. Bei den Aufräumarbeiten werden ausschließlich Grönländer und Dänen eingesetzt. Fast 1/3 der Arbeiter werden 20 Jahre danach unter schweren gesundheitlichen Problemen leiden oder gar verstorben sein.
Text: Christian Solar - Lizenz: CC BY-SA 4.0