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www.solars.de → Kunst und Literatur → Gedichte → Grillparzer, Franz Seraphicus

Jenny Lind

Sie nennen dich die Nachtigall
Mit dürft'gem Bilderraube;
So süß auch deiner Lieder Schall,
Doch nenn' ich dich die Taube;

Und bist du Rose, wie du's bist,
Sei's denn die Alpenrose,
Die, wo sich Schnee und Leben küßt,
Aufglüht aus dunklem Moose.

Du bist nicht Farbe, bist das Licht,
Das Farbe erst verkündet,
Das, wenn sein Weiß an Fremdem bricht,
Die bunte Pracht entzündet.

Und spenden sie des Beifalls Lohn
Den Wundern deiner Kehle,
Hier ist nicht Körper, kaum noch Ton,
Ich höre deine Seele.
Text: Franz Seraphicus Grillparzer - Lizenz: Public Domain