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Jagd im Winter

Der Himmel grau, die Erde weiß,
Die Bäume kahl, die Büsche Gereis',
Ihr Lächeln den Fluren genommen.
Mag zagen, wer will, mir wallet es heiß,
Ich nenne willkommen dich, blinkendes Eis,
Dich starrender Winter willkommen.

Als noch die Menschheit im Lenze lag,
Da stand ihr wohl ein Frühlingstag,
Nun mag sie sich anders erweisen.
Willkommen, ihr Felder, erstarrt und beschneit,
Wir leben ja doch in eiserner Zeit,
Wohl paaret sich Eis zu dem Eisen.

Des Dichters Leier verklingt, verstummt,
Kaum daß noch die Klage wie Heimchen summt,
Kein Spiel, kein Preis, kein Sieger.
Drum fort ins Freie, die Waffe zur Hand,
Das Rohr gehoben, den Hahn gespannt,
Als Jäger, wenn nicht als Krieger!

Und wenn es knallt, und wenn es trifft,
So denkt, es seien, die kochten das Gift,
Im Finstern horchen und harren.
O Winter der Fluren! stürme nur zu,
Der Geister Winter ist kälter als du,
Er tötet, du machest nur starren!

Nur abends daheim am Feuerherd,
Da sei euch ein einziger Seufzer gewährt
Nach Lenz und Blüten und Früchten;
Des Morgens aber von neuem hinaus,
In Jagdgetos und Sturmgebraus,
Die Zwietracht des Innern zu schlichten.
Text: Franz Seraphicus Grillparzer - Lizenz: Public Domain