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Gedanken am Fenster

Herüber durch die Berge
Ertönt es dumpf und schwer,
Wie Leichentuch um Särge,
Verhüllt Gewölk die Berge,
Und drinnen geht der Herr.

Die Erde flieht's mit Bangen,
Die Luft, sie regt sich nicht.
Die Vögel, die erst sangen,
Sind still zu Nest gegangen,
Das Weltall ahnt Gericht.

Es blitzt! Was zuckst du, Auge?
Denkst du der Thränen itzt
In einem andern Auge,
Für die ein Rächer tauge,
Gleich jenem, der dort blitzt?

Ein Wirbelwind von oben
Greift nieder in den Staub;
Nun werden Wetter toben,
Schon ist der Keil gehoben,
Bezeichnet ihm sein Raub.

Doch horch! welch leis' Bewegen
Rauscht durch die Blätterwand?
Was Strafe schien, wird Segen,
Vom Himmel rieselt Regen
Und tränkt das durst'ge Land.
Text: Franz Seraphicus Grillparzer - Lizenz: Public Domain